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Eine Kanutour auf der Örtze

von Traudel Blecher aus Bochum

Die Örtze ist ein besonderes Erlebnis für Kanuten. Eine traumhafte Tour durch die niedersächsische Heidelandschaft lädt zum Träumen ein und erlaubt ein Eintauchen in eine Wasserwelt der besonderen Art.  Seit Sommer 2012 kann man auf dem Skulpturenweg Wasserkunst entlang der Örtze auch Paddeln mit Kultur verbinden.

„Gleich zu Beginn windet sich der Fluss Kurve um Kurve. Nie weiß man, was hinter der nächsten Biegung lauert. Schon auf den ersten Metern entdeckten wir den ersten Eisvogel, dessen rote Brust und metallisch blaue Federn auf einem Ast über dem Flusslauf in der Morgensonne schimmerten“ erinnert sich meine Enkeltochter Marie, die mit  mir eine wundervolle Reise in die Heidelandschaft unternahm.

Außerhalb der Ortschaften begegnet man keiner Menschenseele, da die Örtze oft fernab von Wegen durch die Landschaft fließt. Hinter Oldendorf ließen wir uns auf einigen langen Geraden gemütlich treiben. In Eversen kann man dann prima eine Brotzeit einlegen und sich stärken.

Wieder auf dem Wasser grüßt ein eiserner Mann von einer einsamen Holzbrücke mitten im Wald. Wir legen an, um uns das einmal näher anzusehen. Der aus Schrotteilen zusammengeschweißte Herr ist Teil des Skulpturenweges Wasserkunst. Lokale Künstler haben ihre Werke an den Brücken der Örtze ausgestellt.

Eine frisch gemähte und am Waldrand gelegene Stelle ist wie gemacht für unser Zelt. Kein Lärm von Zivilisation dringt an unsere Ohren.  Die Bäume an den Ufern beschatten im Sommer den Bach und sorgen so für kühles, sauerstoffreiches Wasser. Am Abend beobachten wir, wie die Sonne die letzten Strahlen in die Wolken wirft. Wie eine Herde roter Schafe ziehen diese über den Horizont.

Am nächsten Morgen geht’s weiter. Um kurz nach 10 sitzen wir wieder im Boot, der Fluss behält seinen Charakter bei und fließt zunächst etwas geradliniger durch die einsamen Heidewälder. Am Wehr in Wolthausen, das mitten im Wald liegt, wartet die einzige echte Portage der Tour auf uns. Eine Getreidemühle, die bereits im 16. Jahrhundert errichtet wurde. Heute wird die Wasserkraft zum Betreiben eines Stromgenerators genutzt, neben dem das Wasserrad seine Kreise dreht. Wir müssen das Kanu einmal kurz lüpfen und schon geht es weiter.

Das Ende der Örtze kündigt sich durch einen Campingplatz am Ufer an.  Dort vereint sich der kleine Heidebach mit seiner größeren Schwester, der Aller. Nun sind es nur noch ein paar Kilometer bis zum Ausstieg an der Brücke in Winsen.

„Ein wirkliches Kleinod für Naturliebhaber“, resümiert Traudel Blecher „ich fühlte mich in meine Jugendzeit bei den Pfadfindern zurückversetzt. Auch für die Generation Ü 60 ist das machbar. Meine Enkelin hat mich auf diese Idee gebracht. Es war ein großartiges Erlebnis.“
ÖrtzeHermbg